Geheimprojekt Mittelbau
Vom zentralen Öllager des Deutschen Reiches zur größten Raketenfabrik im Zweiten Weltkrieg
Bornemann, Manfred
2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage
Dte letzte Phase des Zweiten Weltkrieges - gekennzeichnet von deutscher Seite als »totaler Kriege» von alliierter Seite durch den Übergang von Ihrer Luftüberlegenheit zur Luftherrschaft - wirkte vor allem durch Luftangriffe in bislang unbekannten Dimensionen auf Fabrik- und Verkehrsanlagen, aber auch auf reine Wohngebiete innerhalb Deutschlands, Fieberhaft wurde im Reichsgebiet an der Entwicklung neuer Waffen - besonders an den sogenannten V-Waffen (Vergeltungswaffen) - gearbeitet; Waffen, die den Gegner auf seinem Boden in seinen Rüstungsproduktionsstätten treffen sollten» Aber: die sofortige Verlegung der deutschen Rüstungsschwerpunktindustrie in von Natur aus bombensichere Räume war Voraussetzung für die Weiterarbeit an diesen modernsten deutschen Waffen.
Im Zuge dieser strategischen Entwicklung entstand ab 1943 unter Nutzung bereits vorhandener, riesiger unterirdischer Anlagen für das »Zentrale Öllager des Deutschen Reiches« in der Umgebung von Nordhausen/Harz eine bombensichere Riesenfabrik. Dieses »streng geheime« Projekt »Mittelbau« wurde in rastlosem Einsatz ausgebaut und erweitert, die Verlegung der vorgesehenen Industrie setzte sofort ein. In der Tiefe des Berges Kohnstein entstand die damals größte Raketenfabrik der Welt! In sieben spannenden Kapiteln werden die Leistungen deutscher Wissenschaftler, Ingenieure und Facharbeiter beschrieben, deren Arbeitsergebnisse nach der Kapitulation von Amerikanern, Engländern und Russen bewundert und kopiert wurden. Wenn auch dieser enorme Einsatz an Geist, Können und Fleiß letzten Endes unter dem »zu spät« stand, so wären auch heute noch Bewunderung, Anerkennung und Stolz gerechtfertigt, wenn nicht das schmachvolle, düstere, verbrecherische Kapitel des Einsatzes der in den Mittelbau und in die Tiefe des Kohnsteins verbrachten, dort arbeitenden, dahinvegetierenden und sterbenden KZ-Häftlinge gewesen wäre! Arbeitskräftemangel? Den gab es nicht! Adolf Hitler sicherte den besorgten Projektbeauftragten 100000 ungarische Juden zu, und Himmler »überstellt« aus dem KZ-Buchenwald bei Weimar Transportzug auf Transportzug. Unter Deck- und Tarnbezeichnungen entstanden dort unter dem Dachbegriff »Lager Dora« im Mittelraum ganze KZ-Kolonien.
Und alle für diese Waffenprojekte Verantwortlichen aus Industrie, Staat und Wehrmacht wußten Bescheid: Wernher von Braun, Minister Speer, Hans Kehrl, General Dornberger, die Spitzen der Waffenämter und des OKW... sie wußten, was im und um den Kohnstein vor sich ging. Der Autor dieses Buches fügte hier als Anlage einen Originalbericht bei über das »normale Leben« im KZ-Lager Ellrich, vom Leben und Sterben der stillen Mitarbeiter an der V2 (A4). Wer heute von deutschen Leistungen, Erfolgen spricht, der darf diese Kehrseite der Medaille nicht vergessen. Es gab eben nicht nur »des Teufels General«...
Gebundene Ausgabe
238 Seiten / pages
viele seltene Aufnahmen und Zeichnungen
sehr gut erhalten, Einband gering berieben
Bonn - 1994 - Bernard & Graefe
Art.Nr. 22059