Wachtel, Joachim - Ott, Günther - Budraß, Lutz
Erstausgabe - sehr selten, weil es wegen der Zensur durch die Lufthansa nie erschien.
Was zu diesem seltenen Buch gesagt werden muß:
10 Jahre lang hat der Autor Joachim Wachtel, der schon seit den 1970er Jahren für die Lufthansa Schriften über deren Geschichte geschrieben hatte, an diesem Buch gearbeitet. Es sollte zum 75-jährigen Jubiläum der Lufthansa 2001 erscheinen. Aber dann hatte der Lufthansa Vorstand etwas entdeckt: In dem Buch wurde auch erstmals über den Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Lufthansa im 2. Weltkrieg berichtet. Das wollte man genauer untersuchen lassen. Man beauftragte den Historiker Dr. Lutz Budraß mit einer wissenschaftlich Studie zur Zwangsarbeit bei der Lufthansa. Geplant war, diese Studie später zusammen mit dem Buch von Joachim Wachtel zu veröffentlichen. Die Studie von Budraß ergab aber, dass die Zwangsarbeit bei Lufthansa noch viel schlimmer war, als in dem Buch von Wachtel dargestellt.
Nun ist bekannt, dass Zwangsarbeiter bei vielen der heute noch existierenden Konzerne eingesetzt worden waren. Etliche große Unternehmen setzten auf Offenheit, haben sich zu ihrer Geschichte bekannt und die Vergangenheit aufgearbeitet. Nicht so bei Lufthansa. Auf einmal wollte der Vorstand von der "Vergangenheit" nichts mehr wissen. Man wollte nun hervorheben, dass die heutige Lufthansa erst nach dem Krieg gegründet wurde, und mit der alten nichts zu tun hatte. Daher wurde nicht nur die Herausgabe dieses Buches und der Studie von Lutz Budraß unterbunden, sondern sogar die 75-Jahrfeier komplett gestrichen.
Budraß war zu Recht ungehalten. Seine Arbeit wurde nicht gewürdigt und an einer Vertuschung von Verfehlungen im 3. Reich wollte er keinen Anteil haben. So kam es, dass Lutz Budraß ein eigenes Buch zur Geschichte der alten Lufthansa schrieb und darin seine Forschungen zur militärisch-politischen Verstrickung der alten Lufthansa aufarbeitete. Sein Buch "Adler und Kranich" (sehr lesenswert) erschien 2016. Als die Veröffentlichung von "Adler und Kranich" angekündigt wurde, sah man bei Lufthansa offenbar ein, dass sich die Geschichte doch nicht unterdrücken ließ und wollte ebenfalls 2016 doch noch "Im Zeichen des Kranichs" mit der Studie von Budraß herausgeben. Das Buch ging endlich bei Piper in Druck. Obwohl schon Rezensionen zum Buch erschienen waren hat man beim Lufthansa Vorstand offenbar wieder kalte Füße bekommen. Sämtliche bereits gedruckte Exemplare wurden eingezogen, eingelagert und versteckt. Dies ist eines der wenigen Exemplare, das der Zensur entkommen ist.
Zensur gibt es also nicht nur in totalitären Staaten...
Unter Mitarbeit von Werner Bittner.
Klappentext:
Die Gründung der nationalen Fluggesellschaft Deutsche Luft Hansa am 6. Januar 1926 in Berlin sorgt international für großes Aufsehen, sie ist eine der ersten großen Fusionen der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Es folgen stürmische Gründungsjahre, aus den anfänglichen acht Verbindungen werden noch im ersten Geschäftsjahr 54, aus der Reichshauptstadt das Luftfahrtdrehkreuz des europäischen Kontinents. Im Mittelpunkt stehen fortan die Sicherheit, die Erweiterung des Streckennetzes und mehr Komfort für die Fluggäste, erste interkontinentale Flüge werden möglich. Doch der Beginn des Zweiten Weltkrieges verhindert jede Weiterentwicklung: Die Lufthansa - seit 1933 in einem Wort geschrieben - gewinnt für die Machthaber an strategischer Bedeutung und gerät zunehmend in den Sog der politischen Entwicklungen. Konfiskationen und die drastische Reduzierung der gesamten Verkehrsleistungen führen 1945 zum Aus der ersten Lufthansa - die alte Reichshauptstadt und die in ihr groß gewordene Fluggesellschaft liegen gleichermaßen in Schutt und Asche.
In diesem Buch wird die detailliert aufgearbeitete, spannende Geschichte der ersten Lufthansa geschildert, die eng mit dem wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Zeitgeschehen verwoben ist. Auch die dunklen Jahre der Firmengeschichte werden nicht ausgespart: Als Supplement ist die wissenschaftliche Untersuchung »Die Lufthansa und ihre ausländischen Arbeiter im Zweiten Weltkrieg« von Dr. Lutz Budraß beigefügt.
Die Autoren:
Joachim Wachtel
Der Berliner Joachim Wachtel (Jahrgang 1928) ist schon während des Krieges mit der militärischen Luftfahrt in Berührung gekommen. Später machte der gelernte Verlagshersteller nach dem Studium von Germanistik und Soziologie die zivile Luftfahrt zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte.
In seinem Buch »Die Aviatiker« beschrieb er die Frühzeit der Fliegerei vor dem Ersten Weltkrieg, in seiner Monografie über Claude Dornier würdigte er das Lebenswerk dieses bedeutenden Pioniers. Die Geschichte der Lufthansa beschäftigte Joachim Wachtel über viele Jahre, was sich immer wieder in Artikeln, Aufsätzen und Schriften zeigte. Joachim Wachtel starb 2013 im Alter von 84 Jahren in Berlin.
Günther Ott
Der Luftverkehrskaufmann Günther Ott (Jahrgang 1945) ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Luftfahrthistorik (ADL). Seit 1976 hat Günther Ott zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht und sich mit Büchern zur Geschichte der Verkehrsflugzeuge Focke-Wulf Fw 200 Condor, Junkers F 13 und Junkers Ju 90 international einen Namen gemacht.
Leinen mit Schutzumschlag, Großformat
333 Seiten / pages
viele hochwertige Fotos
sehr gut erhalten, neu und noch in Folie eingeschweißt
München - Berlin - Zürich - 2016 - Piper
Art.Nr. 22912
